Mir scheint, es war gestern, dass ich voller Stolz von unserem schönen Innenbereich zum Freigehege berichtet habe. Ich war eigentlich auch sehr zufrieden mit Schatzis Wohnzimmer, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Im vergangenen Jahr verlor Schatzi plötzlich an Gewicht und gefiel mir auch ansonsten nicht so gut. Wir suchten den Tierarzt auf und ließen zunächst ein großes Blutbild machen. Die Nierenwerte waren „grenzwertig“, aber nicht ursächlich für die vorhandenen Symptome – so sagte der Tierarzt. Also gab es – in der Hoffnung, dass das vielleicht die Lösung sei – erstmal eine Wurmkur. Parallel begann ich auf eigene Faust eine CNI-Diät, was sich wenig später als goldrichtig herausstellte.
Irgendwie schien ihm das Ganze ziemlich zuzusetzen, denn er begann sein Hochbett im Innenbereich zur Toilette umzufunktionieren. Leider bemerkte ich erst recht spät, dass dieses schöne Plätzchen unserem kleinen Frustpinkler zum Opfer gefallen war.
Warum pinkelt eine Katze hin?
Wenn Katzen plötzlich unsauber werden, hat das meist einen Grund. Eine Ursache können gesundheitliche Probleme sein, welche ich – sofern sich keine andere, schlüssige Ursache aufdrängt – immer zuerst ausschließen würde. Immerhin haben zwei meiner drei „CNI-Kater“ im Anfangsstadium ihrer Krankheit durch hinpinkeln auf sich aufmerksam gemacht.
Plötzliche Unsauberkeit kann aber auch eine Reaktion auf veränderte Lebensumstände sein. So reagierte Elvis vor vielen Jahren auf meinen Krankenhausaufenthalt mit Frustpinkeln. Er funktionierte damals eine Badezimmermatte zur Toilette um. Unser Mohrchen bepinkelte nach einem Umzug alles was ihm vor die Nase kam, um seinen Frust über seine Ausgangssperre kundzutun.
Was tun gegen „Frustpinkler“?
Die möglichen Ursachen dafür, dass Katzen ihr Geschäft nicht mehr auf das Katzenklo reduzieren, können vielfältig sein. Sobald man gesundheitliche Ursachen ausgeschlossen hat, ist Einfühlungsvermögen gefragt. Das gilt übrigens nicht nur für Unsauberkeit, sondern auch für andere plötzliche Verhaltensauffälligkeiten. Man sollte alles daran setzen, herauszufinden, was der Schatznase die Petersilie verhagelt haben könnte.
Angefangen bei einer unzureichenden Pflege des Katzenklos, bis hin zu einem zu stark duftenden Raumdeo. Die möglichen Ursachen sind zahlreich.
Sobald man die Ursache der unschönen Angewohnheiten ergründet hat, gilt es, diese sofern möglich, zu beseitigen oder Kompromisse zu finden. Damit ist es aber – zumindest nach meiner Erfahrung – leider noch nicht ganz getan. Bei meinen Jungs habe ich es so erlebt, dass einmal zum Bepinkeln auserkorene Gegenstände auf ewig zum Bepinkeln verdammt waren. Da half nichts, auch keine teuren Spezialreinigungsmittel. Meine Empfehlung: Wenn es irgendwie machbar ist, trennt euch vom „Objekt der Begierde“ oder macht es zumindest für eure Katzen unzugänglich.
Wem das Entsorgen nicht möglich ist, weil es sich um ein Sofa oder einen großen Teppich handelt, der kann es mit mit einem Reiniger auf bakterienbasis versuchen. Hier gibt es z.B. BactoDes-Animal, ein Produkt, das speziell zur Entfernung solcher Gerüche entwickelt wurde. Ich selbst habe bislang keine Erfahrungen mit diesem Produkt gesammelt, verschiedene Erfahrungsberichte lesen sich aber recht gut.
Tabula rasa
In unserem konkreten Fall hieß das, das Abrisskommando darf anrücken. Da die halbe Matratze nebst Bettzeug von Urin durchtränkt war und auch die angrenzenden Wände ihren Teil abbekommen hatten, entschloss ich mich schweren Herzens, das Hochbett nebst Leiter abzureißen und komplett zu entsorgen.
Nach dem Motto „Und führe mich nicht in Versuchung.“, plante ich die Neugestaltung des Räumchens so, dass Schatzi zu den „kontaminierten“ Bereichen keinen Zugang mehr bekommt. Doch erstmal hieß es nun entsorgen, entsiffen und renovieren.
Zum Glück haben wir einen Anhänger und eine Deponie in der Nähe, so dass wir die stinkende Fracht nicht bis zum nächsten Sperrmüll aufbewahren mussten. Nach dem Abriss des Hochbetts scheuerte ich die Wände erstmal gründlich mit Chlorix ab. Da Schatzi den Innenberich im Sommer sowieso kaum nutzt, stellte das keinerlei Problem dar.
Nachdem alles gut abgetrocknet war, gab es einen frischen Anstrich mit Fassadenfarbe. Weil mir für die Neugestaltung des Räumchens ein Konstrukt aus Wandkratzbäumen vorschwebte, musste die Ständerwand noch ein wenig stabilisiert werden. Die dünnen Echtholzpaneele schienen mir für die Befestigung von Kratzbäumen zu instabil. Deshalb ersetzten wir – wo wir schon dabei waren – gleich noch die Paneele durch stabile OSB-Platten.
In weiser Voraussicht habe ich den Bereich, an dem später eine schöne Schlafhöhle befestigt werden soll, mit 5cm starken Styropor-Platten unterfüttert. Um die OSB-Platten ein wenig gegen vorhandene Luftfeuchtigkeit zu schützen, haben wir sie mit einem Rest PCI Wadian grundiert.
Es ist vollbracht
Nachdem ich einige Tage/Wochen in der Werkstatt verbracht habe, um eigene Wandkratzbäume herzustellen und diese nun fest in Schatzis frisch renoviertem Räumchen montiert sind, kann sich sein kleines Katzenzimmer durchaus wieder sehen lassen. Schatzi hat die Neuerungen während der gesamten Zeit aufmerksam beobachtet und alles sofort auf Qualität und Bequemlichkeit getestet. Er wirkt rundum zufrieden.
Mal davon abgesehen, dass es für uns Menschen erheblich enger geworden ist, finde ich, dass der Raum durch den Großeinsatz rundum gewonnen hat. Schatzi kann klettern, kratzen, spielen und kuscheln und hat m.E. viel mehr Möglichkeiten, sich katzengerecht zu verweilen, als es vorher der Fall war. Schatzi ist übrigens schon seit mehreren Monaten aus dem Club der unheimlichen Frustpinkler ausgetreten.
Wer an der Entstehung unserer Wandkratzbäume interessiert ist, der findet im Beitrag „Wandkratzbäume selbstgebaut“ ganz viele Informationen und eine Fotodoku aus der Kratzbaumwerkstatt.